Packender Retro-Soul
Bette Smith
The Good, The Bad And The Bette
(Ruf Records, 39:57)
Dieses Album hat eigentlich nur ein Problem: Es erscheint sehr spät in einem Jahr, in dem auf dem Retro-Soul-Sektor schon einiges passiert ist. „The Everettes“ haben mit ihrem Debüt gleich im Frühjahr aufhorchen lassen, im Frühsommer hat Don Bryant mit „You Make Me Feel“ der Welt ein spätes Meisterwerk geschenkt und gerade ist Samantha Martins Rhythm’n’Blues-Bombe „The Reckless One“ hochgegangen. Dennoch wird man sich an Bette Smiths „The Good, The Bad & The Bette“ erinnern. Und das nicht nur wegen des genialen Titels und des noch genialeren Cover-Motivs, das übrigens nicht die einzige Reminiszenz an die Spaghetti-Western-Ära ist. Inhaltlich blickt die aus Brooklyn stammende Sängerin, die über ein seelenhebendes Organ verfügt, auf ihre Kindheit in der rauen Umgebung im New Yorker Stadtteil Brooklyn zurück. Entsprechend atmen ihre Rock’n’Soul-Songs reichlich Gospel und haben dank großartiger Arrangements und fabelhafter Studiomusiker herrlich Druck. Das mag auch an den Studiogästen liegen, zu denen Luther Dickinson (North Mississippi Allstars, Teilzeit-Black-Crowes), Patterson Hood (Drive-By-Truckers) und Jimbo Mathus (Squirrel Nut Zippers) gehören. So bekommt der gut angerührte Mix aus Coverversionen und Eigenkompositionen zusätzlich ein wenig Südstaaten-Slang, der ihnen guttut. Alles in allem ein modern gemachtes, retro klingendes und von vorn bis hinten packendes Soul-Album.