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Nah an der Genialitär

James Harman
Fineprint
(Electro-Fi Records, 55:49)

Es gab Zeiten, da war nicht ganz klar, in welche Richtung es James Harman ziehen würde. Genie und Wahnsinn schienen dicht beieinanderzuliegen. Doch das ist vorbei, wie auch die neue CD des Bluesharmonika-Meisters bestätigt. „Fineprint“ wurde, wie einige der vorherigen Harman-Produktionen, über einen gewissen Zeitraum aufgenommen. So finden sich auf dem Album einige noch unter der Regie von Tontechniker Jerry Hall eingespielte Songs. Produziert wurden alle dreizehn Eigenkompositionen von James Harman und Nathan James. Musikalisch gibt es einerseits alles, was man von Harman an Bluesstilistiken erwartet. Was mit dem Titelsong, einem krachenden, rüpeligen Boogie, beginnt, geht über Shuffles, leicht jazzige, an Ramsey Lewis erinnernde Nummern, New-Orleans-Rhythmen und Boogaloos bis zu Vorkriegsklängen und Vaudeville-Sounds. Das Besondere an dieser Scheibe ist dabei die Genialität, die das Werk weit über das Niveau eines Spitzenalbums im Retrobereich hebt. Getragen von Musikern wie Nathan James, Gene Taylor, Kid Ramos, Carl Sonny Leyland und noch einigen anderen, kommt Harmans Fähigkeit, über den musikalischen Tellerrand zu schauen und vor allem mit Persönlichkeit den Unterschied auszumachen, perfekt zur Geltung. Man weiß stets, worum es bei den Songs geht, wird aber ein ums andere Mal durch Wendungen und Ideen überrascht, die man so noch nicht gehört hat. Das ist im Blues gewiss eines der schwierigsten Unterfangen überhaupt. Und so kann man das simple Fazit ziehen: Diese Scheibe, voll von Fantasie, Ideen und Zitaten von Klassikern, hat das Zeug selbst zum Klassiker zu werden. Höchstpunktzahl! Was Rhythm-Bomb-Veröffentlichungen früher im Rockabilly und R&B hatten, setzt sich jetzt im Blues nahtlos fort. Großartig!

Bitte addieren Sie 9 und 6.

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