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und Bluesrock

reviews

Mit Herz und Seele

The Duke Robillard Band
They Called It Rhythm & Blues
(Stony Plain, 67:28)
Digisleeve/Digifile (6 Seiten)

Duke Robillard hat mal wieder in seiner umfangreichen Plattensammlung gekramt. Er habe nichts gegen zeitgenössische Musik, wenn sie nach alten Werten gut gemacht sei, erklärt er im Interview in dieser Ausgabe. Er bevorzuge aber Musik, die vor langer Zeit gemacht wurde: „Ich finde darin mehr Herz und Seele.“ Bei 14 der 18 Titel handelt es sich daher um Coverversionen, teils komponiert von Künstlern, deren Namen heute kaum noch geläufig sind. So wie der des Saxofonisten Charles William Higgins, der in den 50ern einen kleinen R&B-Hit landete. Robillard wählte dessen hinreißendes „Here I’m Is“ aus. Oder kennt jemand den texanischen Gitarristen/Sänger Zuzu Bollin (1923–1990)? Der galt als verstorben, bis er 1988 wiederentdeckt wurde, was zu seiner einzigen LP-Veröffentlichung führte. Robillard stieß in seinem Archiv auf „Why Don’t You Eat Where You Slept Last Night“ und somit auf einen der vier Songs, die Bollin Anfang der 50er auf zwei Singles herausgebracht hatte. Die Neueinspielung des Rhythm & Blues kommt mit Schmackes rüber, die Solos an Gitarre und Saxofon reißen förmlich mit. Andere Songs wie „Tell Me Why“ und „The Things I Forgot to Do“ von Kim Wilson sind etwas geläufiger. Mit Robillards Gitarrenspiel sowie Wilsons Gesang und grandiosem Harpspiel geht die eine Nummer durch die Decke und die andere emotional in die Tiefe. Ein weiterer Sänger und Harpspieler mischt ebenfalls zweimal mit: Sugar Ray Norcia. Er veredelt den „Rambler Blues“ von Tampa Red und „She’s My Baby“ von Jimmy Nelson (1919–2007). Zu den weiteren Gästen, die die sechsköpfige Duke Robillard Band unterstützen, zählen unter anderem John Hammond (vcl, gtr, hca), Michelle Wilson (vcl), Sue Foley (gtr, vcl) und Hammondspieler Mike Flanigin. Dass er für den Albumtitel die Vergangenheitsform gewählt hat, sei der Tatsache geschuldet, dass er sich auf die ursprüngliche Form des Rhythm & Blues beziehe, so Robillard weiter vorne im Heft. Chapeau! Besser hätte er das nicht umsetzen können.

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