Gelungenes Alterswerk
John Mayall
The Sun Is Shining Down
(Forty Below Records, 45:47)
Digisleeve/Digifile (4 Seiten)
Er war bereits 31, als 1965 seine Debüt-LP „John Mayall Plays John Mayall“ erschien. 57 Jahre danach legt die Britblues-Ikone nun ein neues Album vor, eingespielt mit Tour-Gitarristin Carolyn Wonderland, der bewährten Rhythmusgruppe aus Bassmann Greg Rzab und Drummer Jay Davenport sowie diversen Studiogästen, darunter bei drei Tracks eine dreiköpfige Horn Section. Des Weiteren finden sich unter den gefeaturten Gastmusikern auch zwei, deren Instrumente im Blues eher selten bzw. im zweiten Fall wohl kaum je zum Einsatz kommen: Scarlet Rivera, deren Geige auf zwei Songs zu hören ist, sowie auf „One Special Lady“ Jake Shimabukuro an der elektrischen Ukulele, die hier allerdings vom Sound her ebenso als E-Gitarre durchgehen könnte. Dies bedeutet jedoch keineswegs, dass Mayall mit diesem Album ähnlich wie in den 1970ern auf experimentellen Pfaden wandeln würde oder sich auf seine alten Tage gar noch einmal neu erfinden wollte. Vielmehr fügen sich auch besagte Instrumente harmonisch ins musikalische Gesamtbild ein, das von abwechslungsreich gehaltenen Arrangements sowie durchgängig stimmigen Grooves geprägt ist, und tragen so ihr Scherflein dazu bei, dass „The Sun Is Shining Down“ eine richtig gute Bluesplatte geworden ist. Sechs der insgesamt zehn Tracks stammen dabei aus der Feder von Mayall selbst, der neben seinem Gesang zudem für Orgel, Klavier, E-Piano und Harp zuständig war. Für die übrigen Titel griff der Altmeister auf Kompositionen von Bobby Rush („I’m As Good As Gone“), Bernard Allison („Chills And Thrills“), Tinsley Ellis & Margaret Sampson („A Quitter Never Wins“) sowie Roosevelt Sykes („Driving Wheel“) zurück. Last, but not least setzt das Album die Tradition früherer Mayall-Scheiben fort, zu jedem Song die Tonart zu vermerken, in der er jeweils eingespielt wurde. Ein rundum gelungenes Alterswerk, das gekonnt Tradition und Moderne in Einklang bringt und zu dem man dem 88-Jährigen, der jüngst seinen Abschied vom Tourleben verkündet hat, nur gratulieren kann.