Vince Weber (1953–2020)
Erste LP-Veröffentlichung 1976
Vince Weber ist tot; der Blues- und Boogiepianist verstarb nach langer Krankheit am 23. Februar im Alter von 66 Jahren.
Der Hamburger erhielt im Alter von 10 Jahren seinen ersten Klavierunterricht. „Habe leider wenig begriffen, hatte aber zwei Ohren“, blickte er in seiner selbstverfassten Vita „Mal eben mein Leben“ zurück. Durch die Platten seiner Schwester wurde Weber auf namhafte Blues- und Boogiemusiker aufmerksam, bevor er schließlich auf den Pianisten Hans-Georg Möller (1944–1980) traf, der neben Weber weitere deutsche Tastenkünstler dieses Genres beeinflusste.
Vince Weber trat in zahlreichen Kneipen der Hansestadt auf und war als Support-Act mit Otto Waalkes auf Tournee. Auf dessen Label Rüssel Räckords erschien 1976 auch die erste LP „The Boogie Man“, die mit dem deutschen Schallplattenpreis ausgezeichnet wurde. Zum Teil wurde der Longplayer im Hamburger Kultschuppen „Fabrik“ aufgenommen, in dem der Sänger/Pianist bis 1990 monatlich auftrat.
Beliebt bei Fans und Kollegen
Mit Inga Rumpf bereiste er Ende der 1970er-Jahre zweimal die USA und lernte dort zahlreiche weitere Blues- und Boogiekünstler/innen kennen. Eindrücke dieser Erfahrungen arbeitete Weber mit seiner dritten LP „Vince The Prince“ auf. Außerdem trat er unter anderem mit James Booker, Big Joe Williams, Abi Wallenstein, Henry Heggen, Axel Zwingenberger, Jay McShann oder Champion Jack Dupree auf, unternahm weitere USA-Reisen und moderierte beim NDR die Radiosendung „Blues am Dienstag“. Gemeinsam mit Axel Zwingenberger rief er – doppelt passend zur Anzahl der Klaviertasten – am 8.8.88 das Festival „The Hamburg Boogie Woogie Connection“ ins Leben, welches am 8. August 2019 zum 31. Mal stattfand.
Nach sechs Alben unter eigenem Namen veröffentliche Vince Weber im neuen Jahrtausend gemeinsame Produktionen mit Axel Zwingenberger („The Boogiemeisters“), Michael Maass („Into it”) und Peter Müller („Delta Echo“). 2015 erschien zudem eine Box mit historischen Aufnahmen. „Boogie Woogie Session ’76 Live in Vienna: The Complete Recordings“ enthält zwei CDs und eine DVD, auf der neben Weber auch Hans-Georg Möller, Axel Zwingenberger, Martin Pyrker sowie Torsten Zwingenberger zu hören/sehen sind (Rezension in bluesnews 82).
Nach einem Schlaganfall konnte Weber nicht mehr Klavier spielen und nur noch gelegentlich als Sänger mit Kollegen auftreten. Auf Initiative von Felizitas Thunecke und Gottfried Böttger (1949–2017) wurde 2013 zum 60. Geburtstag des Hamburgers ein Benefizkonzert organisiert. Wie beliebt Vince Weber auch unter Kollegen war, zeigte ein Blick auf die nackten Zahlen: Rund 50 Musiker/innen traten bei dem Festival ohne Gage auf, um ihrem lieben Freund zu helfen.
- Dirk Föhrs