Sonny Terry & Brownie McGhee
Living With The Blues
Über mehrere Jahrzehnte waren sie das Bluesduo überhaupt und kreierten einen ganz eigenen Sound, der sie von ihren ländlichen Anfängen bis an den Broadway, in die Carnegie Hall sowie auf Konzert- und Festivalbühnen weltweit brachte. In ihren besten Jahren harmonierten Brownie McGhee, Gitarre & Gesang, und Sonny Terry, Bluesharp & Gesang, musikalisch ganz hervorragend, persönlich besonders in späteren Jahren dagegen weniger.
Sonny Terry war der Ältere, er wurde als Saunders Terrell am 24. Oktober 1911 in Greensboro, Georgia, geboren. Sein Vater spielte Mundharmonika und Terry nahm das Instrument schon in seiner Kindheit ebenfalls zur Hand. Zwei Unfälle im Alter von elf und 16 Jahren verletzten jeweils eines seiner Augen, sodass er fast völlig erblindete. Als Teenager spielte er mit einer weißen Stringband, und als die Familie nach Shelby, North Carolina, zog, tauchte er in die dortige Bluesszene ein. Während einer Beziehung zu einer älteren Gitarristin und Sängerin namens Dora Martin lernte er, welche Mundharmonikas zu welchen Gitarren-Tonarten passen. Wahrscheinlich Anfang 1937 traf er den Gitarristen und Sänger Blind Boy Fuller, der bereits durch Schallplattenaufnahmen bekannt war. Die beiden spielten regelmäßig zusammen und Terry machte von Dezember 1937 bis Juni 1940 eine Reihe von Aufnahmen mit Fuller. Die Zusammenarbeit endete abrupt, als Fuller im Februar 1941 im Alter von nur 33 Jahren starb.
Als der Impresario John Hammond sein berühmtes „Spirituals to Swing“-Konzert in der Carnegie Hall vorbereitete, kontaktierte er Fullers Manager J.B. Long, weil er ihn für das Event buchen wollte. Fuller saß jedoch im Gefängnis und so reiste Sonny Terry mit dem Waschbrettspieler Bull City Red nach New York und trat im Dezember 1938 dort mit ihm auf. In den Tagen danach nahm Terry eine Reihe von Solostücken für die Library of Congress sowie seine erste 78er-Platte für Columbia Records auf. Er kommentierte den Trip später mit den Worten: „Es war ein wirklich schönes Konzert. Die Leute riefen und klatschten und waren begeistert von der Musik. Danach nahmen Bull City Red und ich einen Bus zurück nach Durham. Ich machte dann das Gleiche, was ich immer gemacht hatte, auf der Straße und auf Hauspartys spielen und Schnaps verkaufen.“ Auf diesen frühen Aufnahmen hört man bereits die typischen Eigenschaften von Terrys Bluesmundharmonikastil: stark akzentuierte Rhythmik, schnelle Einzeltonläufe und viele Vokaleffekte. Außerdem spielte er bereits drei seiner rhythmischen Showcases ein: die Fuchsjagd- und Zugimitationen sowie „Lost John“.
(Auszug aus dem Feature in bluesnews 118)
- Klaus Kilian
- bluesnews 118
- Infos zum Inhalt