Kenny Wayne Shepherd von den Blues Music Awards ausgeschlossen
Blues Foundation zieht Nominierung nach Rassismus-Vorwürfen zurück
Die amerikanische Blues Foundation hat am 18. März Kenny Wayne Shepherd von der Nominierungsliste für die Blues Music Awards (BMA) 2021 gestrichen. Die Preise werden am 6. Juni virtuell verliehen, Shepherd stand neben Tinsley Ellis, Reverend Peyton, Ana Popovic und Mike Zito in der Kategorie „Blues Rock Artist“ zur Wahl. „Die Entscheidung, die Nominierung zurückzuziehen, steht im Einklang mit der Erklärung der Foundation gegen Rassismus“, heißt es auf der Homepage der Vereinigung. „Die Blues Foundation verurteilt unmissverständlich alle Formen und Erscheinungen von Rassismus, einschließlich aller Symbole, die mit weißer Vorherrschaft und der Herabwürdigung von People of Color verbunden sind.“
Konföderiertenflagge Stein des Anstoßes
Außerdem wurde Ken Shepherd, Vater von Kenny Wayne, aufgefordert, seinen Posten als Vorstandsmitglied der Blues Foundation niederzulegen. Die Organisation sei fest entschlossen, „Rassismus gezielt zu bekämpfen und zu einer gerechteren Bluesgemeinschaft beizutragen.“ Als Begründung für die Maßnahmen gab die Blues Foundation „Enthüllungen von Darstellungen der Konföderiertenflagge auf Shepherds ,General Lee‘-Auto, auf Gitarren und anderswo“ an.
Kritik von Muddy Waters’ Tochter Mercy Morganfield
Offensichtlich reagierte der mit über 4.000 Mitgliedern weltweit größte Non-Profit-Bluesverband mit etwas Verspätung auf Vorwürfe von Mercy Morganfield, der Tochter von Muddy Waters. „Blues Foundation, habt ihr alle euren Verstand verloren?“, so Morganfield in einem langen Facebook-Post, den sie unter der Überschrift „The Way My Daddy Looks At A White Man Winning A Blues Foundation Music Award While Waving A F*****g Confederate Flag” veröffentlichte. Der wurde zwar inzwischen gelöscht, zuvor aber von Bluesfans geteilt und in diversen Foren verbreitet.
Hinzugefügt war ein Artikel über Kenny Wayne Shepherd aus der Zeitschrift „roadgearmag“. Die Konföderiertenflagge ist auf dem Korpus von Shepherds Gitarre und auf dem Dach von dessen Muscle Car zu sehen. „Als die Blues Foundation darauf hingewiesen wurde, lautete die offizielle Erklärung: ,Wir sind keine politische Organisation‘“, so Mercy Morganfield auf ihrer eigenen Facebook-Seite, auf der sie zudem ausführlich weitere Missstände anprangerte. Im Wortlaut wiedergeben lässt sich vieles davon aufgrund der „deftigen“ Ausdrucksweise von Frau Morganfield – um es wohlwollend auszudrücken – an dieser Stelle nicht.
Klarstellung von Kenny Wayne Shepherd
Kurz darauf hat die Blues Foundation dann aber doch reagiert (siehe oben). Mercy Morganfield stieß indes auf ihrem Facebook-Acount eine weitere Diskussion mit teils heftigen Beschimpfungen an. Auch Kenny Wayne Shepherd reagierte. Bei dem Auto handele es sich um einen Nachbau des Fahrzeugs, das in der beliebten Fernsehserie „The Dukes of Hazzard“ zu sehen war, erklärt er auf seiner Homepage und auf Facebook. „Vor Jahren habe ich dieses Auto dauerhaft eingelagert und vor einiger Zeit die Entscheidung getroffen, die Flagge abzudecken, weil sie völlig gegen meine Werte verstößt und eine Beleidigung für die afroamerikanische Gemeinschaft ist, die die Musik geschaffen hat, die ich so sehr liebe. Ich entschuldige mich bei jedem, den ich damit unabsichtlich verletzt habe. Ich möchte etwas sehr klar und unmissverständlich sagen: Ich verurteile und stehe in völliger Opposition zu allen Formen von Rassismus und Unterdrückung – und habe das immer getan.“
Die Vorkommnisse schlagen in den USA offensichtlich hohe Wellen. Binnen nicht einmal 20 Stunden gab es über 12.000 Kommentare auf Facebook zur Stellungnahme von Kenny Wayne Shepherd. Eine Erwähnung wert ist sicher auch die Tatsache, dass Shepherd 2008 und 2011 mit einem Blues Music Award ausgezeichnet wurde und danach fünf weitere Male (2021 eingeschlossen) zu den Nominierten zählte. Der offensichtliche Auslöser der ganzen Debatte, der Artikel in der Zeitschrift „roadgearmag“, erschien im Juni 2005.
- Dirk Föhrs